Heilung geschehen lassen

Wie schön wäre das, wenn Heilung einfach geschehen würde. Diesen Wunsch haben sicher viele von uns.

Die gute Nachricht: das ist tatsächlich möglich. Die schlechte Nachricht: meistens nicht einfach so.

Nehmen wir einmal an, ich bin ein ängstlicher Mensch, ich habe in vielen Situationen Angst. Angst vor Bewertung, Angst vor Kontakt, Angst vor Krankheit, Angst vor …

Diese Angst hätte ich gerne weg, denn wieviel leichter wäre mein Leben, wenn es nur diese Angst nicht gäbe.

Absolut verständlich.

Ich kann mich erinnern, dass ich mir in meiner Kindheit ganz oft gewünscht habe, dass eine Fee kommt und ich drei Wünsche frei hätte. Wie viel einfacher und angenehmer wäre mein Leben – so meine Vorstellung damals.

Heute weiß ich, dass es darum geht, wie gut ich Angst in mir beinhalten kann. Wieviel Raum gibt es in mir, dass Angst da sein darf? Und wie ist es möglich, mich mir selbst und der Angst zuzuwenden.

Habe ich genug Energie, um mich zu der Angst umzudrehen, anstatt zu flüchten? Genug Energie, um hinzuschauen und wahrzunehmen, anstatt die Augen zu schließen und mich zu betäuben?

Wobei flüchten und meine Augen schließen immer erlaubt ist.

Zu Beginn genügt es, einfach genau wahrzunehmen: Da ist etwas, das mich überfordert, das ich nicht (aus)halten kann und ich darf mich abwenden.
An dieser Stelle ist es unterstützend, mir zu erlauben, langsamer zu werden. Mich selbst wahrzunehmen, mich im Raum umzuschauen, den Boden unter mir zu bemerken und vielleicht an manchen Stellen auch zu fühlen, dass die Erde mich trägt.

Wenn wir uns immer wieder zugestehen, das Tempo aus unseren Reaktionen rauszunehmen, immer mehr wahrzunehmen, wie es sich gerade in mir anfühlt, wie taub ich mich an manchen Stellen fühle, wird das den Raum in uns vergrößern. Die Angst hat sich vielleicht gar nicht verändert, doch wir haben mehr Raum für sie. Können sie wahrnehmen, vielleicht sogar die Entstehungsgeschichte dazu: Wie unser unbedingter und unbewusster Wille in unserem (Familien-)system zu überleben uns taub und eingefroren werden ließ. Weil es dazu keine Alternative gab.

Mit meinem gewachsenen Raum in mir kann ich mich heute dieser Angst -um beim obigen Beispiel zu bleiben- leichter zuwenden. Mich dabei eventuell auch unterstützen und begleiten lassen. Und, manchmal ganz unbemerkt, immer mehr heilen. Vielleicht nicht frei von Angst sein, doch mit der Angst da sein können, bewusst(er) damit leben. Und erleben, wie Energie, die durch das Verdrängen, Weghalten und Flüchten gebunden war, wieder zu mir zurückkehrt.

Und immer mehr Heilung kann geschehen. Entschleunigt, stimmig, tief.

Ich wünsche dir wachsenden Raum in dir für dich, Freude beim Entdecken der Schätze, die in all deinen Anteilen stecken, die du lieber loshaben willst, und immer mehr Heilung,

von Herzen, Patricia

(Veröffentlichung Ginkgo 11/12 2025)