
VeröffentlichtinVeröffentlichungen/1. August 2025
Wenn ich so in das Thema Dankbarkeit hineinspüre, merke ich, wie sich ein leichter Widerstand in mir regt.
Ist das eine weitere Aufforderung, etwas zu tun? Eine weitere Aufgabe auf meiner sowieso schon vollen Agenda?
Dankbar sein, Annehmen, Verzeihen, positiv denken, irgendwie nehme ich da so eine Schwere und einen Widerwillen in mir wahr.
Grundsätzlich ist für Dankbarkeitsinterventionen, wie z. B. das Führen eines Dankbarkeitstagebuchs, nachgewiesen (s. Link zur Studie am Ende), dass sie einen kleinen bis mittleren Effekt auf Wohlbefinden, Glück und Lebenszufriedenheit haben. Diese Effekte sind vergleichbar mit anderen positiven Interventionen.
Und nun?
Auf bewusstes Danken für die schönen Dinge in meinem Leben, die bereichernden und inspirierenden Kontakte, meine beglückende Arbeit mit Menschen, Zeit und Raum für mich selbst und vieles mehr möchte ich nicht verzichten.
Einfach, weil es meine Bewusstheit für all das Schöne und Gute fördert, mich mehr im Hier und Jetzt anwesend sein lässt.
Doch Dankbarkeit als Aufgabe, als Mittel, um leichter zu leben, glücklicher zu sein?
Nach meiner Erfahrung ist die Zuwendung zu mir selbst, das Wahrnehmen meiner Lebendigkeit UND meiner Taubheit in meinem Körper und der liebevolle und entschleunigte Raum damit, eine nachhaltigere Möglichkeit, um leichter und entspannter leben zu können.
Wir kennen es wahrscheinlich alle, dass in mir selbst anzukommen, oft gar nicht so einfach ist. Es fühlt sich nicht sicher an, Traurigkeit taucht auf, es tut weh oder wird eng im Körper. Natürlicherweise verhärten wir uns oder beschleunigen unser Lebenstempo, um den Schmerz, die Unsicherheit nicht zu spüren.
Das funktioniert erstaunlich gut, das haben wir von klein auf geübt und inzwischen perfektioniert. Schneller oder innerlich härter zu werden ist ein richtig gut funktionierender Automatismus in uns.
Dieser war buchstäblich überlebenswichtig, als wir Kinder waren und von unseren Bezugspersonen nicht gesehen und in unserem Sein nicht bestätigt wurden.
Vielleicht kannst du dir heute erlauben, dieses Abschalten in dir wahrzunehmen, dich dieser Taubheit zuzuwenden?
Vielleicht ist es möglich – wenn du genug Erde unter dir spürst, verbunden mit deinem erwachsenen Anteil – einem jungen, verletzten Anteil Raum zu geben.
Ohne dich zu überfordern, entschleunigt, freundlich und interessiert dir selbst zugewandt.
Wie fühlt es sich in dir an, wenn du Angst spürst? Geht das, ohne zu wissen, wovor du Angst hast? Nur ANGST in dir erforschen?
Wenn sie da sein darf, sie im Hier und Jetzt gefühlt werden kann, in all ihren Facetten, kann sie integriert werden. Sie kann zu Erde werden, auf der wir sicherer stehen können.
Sie kann zu einem Teil des Weges werden, auf dem ich weitergehe.
Und für diese Integrationsmöglichkeit bin ich dann doch immer wieder dankbar.
Ganz natürlich, nicht als Aufgabe, nicht, um etwas zu erreichen. Dankbar für mich, meinen Mut und meine Neugier.
Wie fühlt es sich in dir an?
(Veröffentlichung Ginkgo 09/10 2025)
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